Ist Heizen mit Holz wirklich klimafreundlich?

Natur ist in, und jeder will gerne dem notleidenden Klima helfen. Wenn sich das noch dazu machen lässt ohne daβ wir unseren gewohnten Komfort und Lebensstil einschränken müssen, umso besser. Das beste Szenario ist immer eines, wo alle gewinnen, oder?

Das Heizen mit Holz scheint eines von diesen Win-win Szenarien zu sein. Mit Holz heizen ist umweltfreundlich, CO2 neutral und somit auch Klimafreundlich.

Es ist eine grundlegende menschliche Eigenschaft, daβ wir das sehen was wir gerne sehen wollen. Wir sind auch Experten darin, Details die nicht in das gewünschte Bild passen zu verdrängen. Ist das vielleicht auch hier der Fall?

Wir sehen mal nach.

Was genau ist CO2 Neutralität?

Wenn Du genauso viel CO2 einfängst wie du auslässt, dann bist Du CO2 neutral. Und wie soll sowas denn eigentlich funktionieren, in der wirklichen Welt?

Gute Frage, kniffelige Antwort. Ein Kohlekraftwerk zum Beispiel gibt Millionen von Tonnen CO2 an die Atmosphäre ab. Es könnte also nur CO2 neutral sein, wenn es jeden Liter Abgas sammelt und irgendwo deponiert, von wo es nicht in die Atmosphäre gelangen kann. Technisch lässt sich das sogar machen. Man kann heute CO2 ziemlich schnell „versteinern“. Das heißt, das Gas bindet sich mit bestimmten Mineralien und wird zu Stein, Gips oder ähnlichem. Leider würde so ein Verfahren den Strompreis so teuer machen, daβ das Kraftwerk pleiteginge.

Mit Biobrennstoffen ist das doch was anderes. Zumindest auf Papier.

Biobrennstoffe sind leider nicht immer Bio

Der meistverbreitete Biobrennstoff ist Ethanol, aus Mais gewonnen. Das heißt dann Bio-Ethanol und ist angeblich klimafreundlich. Soweit stimmt es, daβ Mais eine erneuerbare Ressource ist. Leider alles andere als „bio“. Der Mais wird in monströsen Monokulturen angebaut, die Unmengen von Kunstdüngern, Pestiziden, Herbiziden und Wasser benötigen. Damit bläst sich auch die Klimafreundlichkeit einen langen Marsch.

Was dann mit Holz?

Ja, Holz kann sehr wohl ein nachhaltiger Energielieferant sein, und sogar CO2 neutral. Aber nur, wenn alle Instanzen von Setzling bis zur Asche richtig gehandhabt werden.

Nachhaltige Forstwirtschaft ist eine Grundbedingung

Die wichtigste Instanz ist die Forstwirtschaft. Die muss garantieren, daβ für jeden Baum der verbrannt wird, mindestens ein neuer gepflanzt wird. Da bei weitem nicht jeder Setzling überlebt, wahrscheinlich mindestens drei oder vier!

Leider ist die deutsche Forstwirtschaft immer noch dominiert von problematischen Fichten-Monokulturen. Diese Monokulturen sind weder nachhaltig noch umweltfreundlich und wirken mit an der gegenwärtigen Massenausrottung und Verarmung der Biodiversität.

Auch der Transport zählt in der CO2 Bilanz

Die nächste Instanz ist der Transport. Wo kommt dein Brennholz her? Wird es vielleicht hunderte von Kilometern über die Autobahn transportiert? Oder kommt es gar von einem fernen Kontinent? Aus einem geplünderten Regenwald?

Auch für Brennholz ist ein FSC Zertifikat wichtig. Vielleicht sogar wichtiger als bei Möbeln, die ja eine lange Lebensdauer haben.

Denk global, handle lokal. Dies ist auch hier eine grundlegend wichtige Haltung.

In der Praxis, werden zurzeit ganze Wälder abgeholzt und zu Holzpillen verarbeitet. Diese werden dann in privaten und industriellen Heizanlagen als nachhaltiger Biobrennstoff verfeuert, ohne daβ jemand jemals kontrolliert ob auch genügend aufgeforstet wird.

Konklusion

Damit ein Holzofen nachhaltig und CO2 neutral heizen kann müssen mehrere Bedingungen erfüllt werden. Damit der ganze Prozess CO2 neutral sein könnte müsste man deutlich mehr Wälder produzieren als abgeholzt werden. Sowohl das Abholzen, das Wiederaufforsten, und der Handel mit Brennholz ziehen die CO2 Bilanz ins Positive (negativ wäre wünschenswert)

Dies zu kompensieren erfordert, daβ deutlich mehr Bäume wieder groß werden, als verbrannt werden. Nur so kann Holz als Brennstoff CO2 neutral sein.

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